Julian ist sehr beschäftigt.
“Ich wollte nicht, dass du dich zwischen deinem Imperium und deinem sterbenden Freund entscheiden musst”, fuhr Emily mit Tränen in den Augen fort. “Also verschwand ich. Ich habe alleine gebärt. Ich selbst hatte mit der Chemotherapie zu kämpfen. Und irgendwie… Ich habe überlebt.”
Julians Hände ballten sich zu Fäusten. Wut, Trauer, Verrat – all das wuchs auf einmal.
“Du hast mir nicht genug vertraut, um an deiner Seite zu kämpfen?”
Emily schluchzte leise. “Ich habe mir nicht zugetraut, dass ich überleben würde.”
Eine kleine Hand zupfte an ihrem Ärmel.
“Mama… Ich bin schläfrig”, flüsterte Lila.
Julian kniete sich hin, bis seine Augen auf Augenhöhe des Kindes waren. Seine Stimme wurde weicher. “Willst du heute Nacht in einem warmen Bett schlafen?”
Das Mädchen nickte.
Er wandte sich an Emily, sein Ton war fest und unbeugsam.
“Du wirst nicht gehen. Nicht heute Abend.”
Emily schüttelte den Kopf. “Julian, ich kann nicht…”
»Ja, das können Sie«, unterbrach er ihn. Eine Mischung aus Wut und Sehnsucht brannte in seinen Augen. “Du bist kein Fremder. Du bist die Mutter meines Kindes. Und ich habe dich einmal verloren. Ich werde dich kein zweites Mal verlieren.”
Emily starrte ihn an, Tränen liefen über ihr müdes Gesicht. Zum ersten Mal seit Jahren erlaubte sie sich zu atmen.
Und in diesem riesigen, stillen Herrenhaus, in dem so lange Einsamkeit geherrscht hatte, regte sich etwas – zerbrechlich, unvollendet, aber wieder lebendig.
